Kirche in Pfullendorf:

Verabschiedung Hans Wirkner

Verabschiedung Hans Wirkner

Liebe Schwestern und Brüder! 

In den letzten sechs Jahren habe ich etwas geliehen bekommen, was ich nun zurückgebe – nämlich eine ganze Kirchengemeinde mit all ihren Menschen. Das fällt mir nicht leicht. Denn ich war gerne hier. Nun ist es Zeit, das Geliehene zurückzugeben und Neues zu empfangen. 

Man wollte an diesem feierlichen Tag der Sache einen dramaturgischen Höhepunkt verpassen, daher sei vor- 

Zum 1. September trete ich meinen Dienst als Militärpfarrer in den Bundeswehrstandorten Stetten a.k.M. und Pfullendorf an. Nach der Wahl von Militärpfarrer Pascal Kober in den Bundestag im Herbst 2017 hatte ich mich darauf beworben: Weil ich den Dienst von Pfarrern in der Kaserne nicht weniger wichtig finde als den Dienst von Pfarrern außerhalb der Kasernen. Ich bleibe badischer Pfarrer (und damit an unsere Bekenntnisse und auf eins Ordnungen gebunden) auch wenn ich organisatorisch und personell nun dem Militärkirchenamt und dem Militärbischof zugeordnet bin - und zwar nur deshalb, damit ich innerhalb einer Kaserne immer für die Soldaten erreichbar bin. Das Beichtgeheimnis bleibt auch innerhalb der Kaserne für alles erhalten, was mir anvertraut wird. Ich werde in diesen Tagen oft gefragt, was ich dort genau mache und, o Gott!, ob ich auch mit in die Auslandseinsätze der Bundeswehr gehe. Mein Plan ist es, das Leben der Soldaten überall da zu teilen, wo sie sind: Zuhause in ihren Standorten, auf Übungen und in Einsätzen - im Gottesdienst, im Gespräch, bei Taufen, Trauungen und Beerdigungen und beim Zuhören. Beim hartnäckig erinnern: Nicht ihr müsst tragen, sondern ihr werden getragen! Domini Sumus: Wir gehören dem Herrn! Da ich kein Soldat bin, bin ich auch kein Befehlsempfänger, sondern frei in meinem Dienst das Notwendige zu tun. Und wieder gilt das, was ich schon bei meiner Verabschiedung gesagt habe: Ohne meine Frau, die mich bestärkt und ermutigt, könnte ich das alles gar nicht tun - obwohl sie weiß, daß der neue Dienst sie und die Kinder oftmals alleine zu Hause lassen wird.... 

Einigen von Ihnen bleibe ich etwas schuldig: Einen zugesagten Besuch, eine gute Predigt, den angemessenen Ton: Sie alle bitte ich um Entschuldigung für das, was unerledigt bleibt. 

Der Kirchengemeinderat hat beschlossen, dass ich in der nächsten Zeit keine Amtshandlungen in der Kirchengemeinde tun werde. 

Ich habe in den letzten Jahren auch geschenkt be- kommen: Versöhnliche und tröstliche Worte, wenn es mir nicht gut ging, praktische Hilfe in Haus &
Hof, Gewissheit im Zweifel und Zweifel, wenn ich mir all zu sicher wurde und überzuschnappen drohte, Lob & Kritik. Nein, an Geschenktem habe ich, haben wir in Pfullendorf keinen Mangel gehabt. Dafür danke ich, auch im Namen meiner Frau und meiner Kinder, allen Menschen, die uns Gutes getan haben. 

Schon seit einigen Jahren trage ich in meiner Tasche den Ausdruck eines Bibelverses mit mir herum, der mir irgendwann auf den Tisch geflattert ist. Ich kannte ihn nicht, hatte ihn immer überlesen. Er sprach mich sofort an, obwohl ich noch nicht so recht wusste, was ich mit ihm anfangen sollte. Vieles, von dem, was hinter dem Vers steht, hat sich in den letzten Jahren ge- zeigt und so ist er für mich zu einem Begleiter geworden. Denn auch ich wende mich nun nach Norden, bin 40 Jahre alte geworden und habe an nichts Mangel gehabt. "Dann wandten wir uns und zogen wieder in die Wüste auf der Straße zum Schilfmeer, wie 

der HERR zu mir gesagt hatte, und umzogen das Gebirge Seïr eine lange Zeit. Und der HERR sprach zu mir: Ihr habt dies Gebirge lange genug umzogen; wendet euch nach Norden. Und gebiete dem Volk und sprich: Ihr werdet durch das Land eurer Brüder, der Söhne Esau, ziehen, die auf dem Seïr wohnen, und sie werden sich vor euch fürchten. Da hütet euch nun sehr! Fangt keinen Krieg mit ihnen an, denn ich werde euch von ihrem Lande nicht einen Fußbreit geben, denn das Gebirge Seïr habe ich den Söhnen Esau zum Besitz gegeben. Speise sollt ihr für Geld von ihnen kaufen, damit ihr zu essen habt, auch Wasser sollt ihr für Geld von ihnen kaufen, damit ihr zu trinken habt. Denn der HERR, dein Gott, hat dich gesegnet in allen Werken deiner Hände. Er hat dein Wandern durch diese große Wüste auf sein Herz genommen. Vierzig Jahre ist der HERR, dein Gott, bei dir gewesen. An nichts hast du Mangel gehabt.“ 5. Mose 2 

Damit verabschiede ich mich dankbar. Ihr 

Hans Wirkner 

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