Kirche in Pfullendorf:

2 Gemeinden. 1 Kirche.

2 Gemeinden. 1 Kirche.

Beim ökumenischen Gottesdienst am Pfingstsonntag in der Jakobuskirche Pfullendorf haben der evangelische Pfarrer Hans Wirkner und der katholische Pastoralreferent Johannes Schramm die neue gemeinsame Homepage der beiden Kirchen vorgestellt – www.kirche-pfullendorf.de. Für die Kirchgänger – katholisch oder evangelisch – war dieses zelebrierte Pfingstfest auf ökumenische Weise in jeder Hinsicht eine große Überraschung: ein Kirchen übergreifender Kreativ-Gottesdienst, eine christliche Feier 49 Tage nach Ostersonntag – vorbereitet von einem Team aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern aus der evangelischen und der römisch-katholischen Kirchengemeinde.


„Es bleibt nicht alles beim Alten, Gottes Geist treibt uns an, er inspiriert und motiviert uns, ja er macht uns Beine, wir gehen aufeinander zu, wir kommen einander näher. Wir verstehen uns, wir sprechen dieselbe Sprache, wir arbeiten und feiern zusammen.“ Mit diesen Worten eröffnete der katholische Pfarrer Martinho Dias Mertola den feierlichen Pfingstgottesdienst, der unter dem Zeichen der Veränderung stand. „Wir haben viele Stunden, viele Tage, viele Monate überlegt und gearbeitet. Wir haben entschieden, dass sich die beiden Kirchengemeinden weiterhin nicht nebeneinander präsentieren sollen, sondern wir wollen uns miteinander präsentieren. Das heißt konkret, dass wir uns auf der Homepage erst zum letzten möglichen oder nötigen Zeitpunkt organisatorisch, aber nicht mehr theologisch trennen“, ergänzte der evangelische Pfarrer Hans Wirkner.

 

Wort steht im Vordergrund

Das Wort stand unbedingt im Vordergrund, denn wie bei einem Schlagabtausch teilten sich die hauptamtlichen Mitarbeiter der Kirchen Pfullendorfs mit. „Verrecken wir heute nicht daran, das wir einander nicht verstehen, dass wir zu wenig voneinander wissen und uns deshalb lieber die Köpfe einschlagen oder zumindest heiß reden?“, fragte Johannes Schramm die Kirchenbesucher. Der Pastoralreferent nahm Bezug auf das Buch von Bestsellerautor Erik Flügge, der sich in seinem Buch genau mit diesem Thema auseinandersetzte und bei beiden Kirchen daher ein gefragter Gesprächspartner ist. Verreckt seien die Kirchen nicht, zu dem Entschluss kam der Politikberater, eher seien sie ein Objekt für Wiederbelebungsversuche geworden. Genauso, wie die beiden Kirchen in Pfullendorf ihre gemeinsame Sprache wiederbelebt haben, so habe die Gemeinde auch der gemeinsamen Homepage wieder neues Leben eingehaucht, so Schramm. „Damals, Anfang der 2000er Jahre war die ökumenische Homepage in unserem Ort ein geniales Projekt und ihrer Zeit weit voraus“, sagte Schramm weiter und bezeichnete die Homepage als „einen virtuellen Marktplatz beider Kirchen in Pfullendorf“.


Das Zusammenrücken der Kirchen bestimmte den Gottesdienst am Pfingstsonntag. Pfingsten wird in der christlichen Tradition auch als Gründung der Kirche verstanden, als christliches Fest wurde es erstmals im Jahr 130 erwähnt. Wirkner setzte an, dass eine geniale Botschaft jedoch nur gut sei, wenn sie auch unter der Bevölkerung verbreitet werde und bei jedem Bürger ankomme. Pastoralreferent Schramm teilte die Vision Flügges, wieder mehr Kontakt mit den Menschen der Gemeinde aufzunehmen, von Haus zu Haus zu gehen, und die Bürger nach ihrem Leben und ihrer Erfahrung mit Gott zu befragen.

 

Dramaturgischer Höhepunkt

Man wolle an diesem feierlichen Tag der Sache einen dramaturgischen Höhepunkt verpassen, daher sei vorne ein Buzzer, ein roter Knopf aufgebaut worden, erklärte Schramm, zählte anschließend laut von drei auf eins runter und ein Kreis von Kindern mit Pfarrer Hans Wirkner betätigten den Buzzer. Sie signalisierten mit dem Drücken des Buzzers das Onlinegehen der Homepage. „Bis jetzt war es so, dass auf unserer Homepage sofort katholisch oder evangelisch auftauchte. Das werden Sie jetzt nicht mehr finden, denn zu Pfingsten in Pfullendorf heißt es: zwei Gemeinden – eine Kirche.“

In Schwäbischer Zeitung vom 23.05.18

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  • Gottesdienst am Pfingstsonntag
  • Beim Gottesdienst am Pfingstsonntag präsentieren die evangelische und die katholische Kirche ihre gemeinsame Homepage. (Foto: Cäcilia Krönert)