Kirche in Pfullendorf:

10 kleine Arbeiter

10 kleine Arbeiter

10 kleine Arbeiter, die brachten sich voll ein,
einer wurde eingespart, da waren’s nur noch 9

9 kleine Arbeiter arbeiten volle Kraft,
eine Maschine wurde angeschafft, da waren‘s nur noch 8

8 kleine Arbeiter, waren noch geblieben,
doch einer war da noch zu viel, da waren’s nur noch 7

7 kleine Arbeiter, die machten einen Test,
einer davon bestand ihn nicht, da waren’s nur noch 6

6 kleine Arbeiter, der eine schreit und schimpft:
„Wir arbeiten hier unter’m Lohn!“ Da waren’s nur noch 5

5 kleine Arbeiter, die tranken gerne Bier,
der eine hat im Dienst getrunken, da waren’s nur noch 4

4 kleine Arbeiter, die hatten kaum noch frei,
der eine wurde davon krank, da waren’s nur noch 3

3 kleine Arbeiter, die war’n noch lang dabei,
der eine wurde „freigesetzt“, da waren’s nur noch 2

2 kleine Arbeiter, ihr Betrieb der wurde kleiner
Der eine ging in Ruhestand, da war es nur noch 1

1 kleiner Arbeiter, der hat nichts mehr zu tun,
weil alles der Computer macht,
mein Freund, was sagste nun?

10 kleine Arbeiter, die haben keine Arbeit mehr,
sie geh’n jetzt auch zum Arbeitsamt,
vergrößern dort das Arbeitsheer.

Albert Seelbach


Dieser Text passt momentan ziemlich gut auf die Lage des einstmals größten Arbeitgebers unserer Stadt. Hier arbeiteten viele Einwohner unserer Region, viele sind wegen ihrer Arbeit hierher gezogen. Viele Familien lebten von ihrer Arbeit in diesem Betrieb. Seit 22 Jahren wird saniert und restrukturiert, Arbeitnehmer haben ihre Überstunden hergegeben, um Arbeitsplätze von Kollegen zu erhalten. Man lebte immer in der Hoffnung, dass es dieses Mal besser wird und noch die folgende Strophe werden Könnte:

10 kleine Arbeiter, die sind nun wieder da
Sie bauen ihre Firma wieder auf
Und rufen laut Hurra

Das kam leider bisher nicht so. Trotz allem wurden immer wieder Arbeitsplätze abgebaut und Mitarbeiter entlassen. Diese Woche wurde wieder ein großer Teil der verbliebenen Mitarbeiter entlassen. In der Bevölkerung ist dies kein großes Thema mehr. Es ist jetzt schon so oft geschehen, dass man sich an diese Meldung gewöhnt hat.

Für die Betroffenen sieht dies natürlich anders aus. Sie werden in der momentanen Situation große Schwierigkeiten haben, eine neue Arbeitsstelle zu finden. Es ist jedem einzelnen zu wünschen, dass er für sich eine gute Lösung findet und immer auf verständnisvolle Ansprechpartner trifft – sei es im Familien- und Freundeskreis oder bei den Behörden.

18.5./ Ulrike Mewes

Das Gedicht wurde dem Buch „Arbeit ist ein Teil von mir…“, erschienen2008 im Ketteler Verlag, entnommen.

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